Padjelantaleden / Kebnekaise im Winter

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Hamburg - Kvikkjokk: Anreise

An einem regnerischen Februarabend brachte mich mein kleiner großer Bruder mit einer halben Tonne Gepäck zum Bahnhof. Die Fahrkarten hatte ich schon gekauft und so konnten wir gleich zum Zug gehen. Der war relativ voll und ich hatte einige Probleme meine Pulka unterzubringen. Nach einer öden Zugfahrt nach Kopenhagen, einer obligatorischen Verspätung in Malmö, einem leeren Nachtzug nach Stockholm und einem netten Stockholmaufenthalt, stand ich am Bahnsteig und wartete auf den letzten Zug, der dann nach Murjek fahren sollte. Der Zug war auch nicht viel voller, so daß es nichts ausmachte, daß ich mir die Reservierung gespart hatte. Am dritten Tag der Reise kam ich also ausgeruht bei strahlendem Sonnenschein in Murjek an. Mit mir stiegen auch ein paar andere Leute aus, die mich vor den zuständen im Fjäll warnten: warm und stürmisch solle es sein. Auch die letzten nervigen Stunden im Bus gehen vorbei und mit Einbruch der Dunkelheit erreichte der Bus Kvikkjokk und wahrhaftig: +5°C und Schneesturm.

Kvikkjokk: Aufbruch

Nach einer Nacht im Warmen mit Pulkaaufbauakrobatik wollte ich nun bei Sonnenschein und +5°C (20.2) losziehen. Praktischerweise hatte ich von zwei Paar Handschuhen je einen vergessen - sowie die Einlegesohle der Skischuhe. Zumindest die Einlegesohlen liessen sich, ebenso wie der Brennspiritus (den nehme ich nie mit) im Shop der Fjällstation kaufen. Nach einem Telefonat kam ich dann auch endlich um etwa 12 Uhr los.

Kvikkjokk - Njunjes: Ein wenig Schneesturm kann nicht schaden

Es begann also sonnig auf blankem Eis mit einer Rutschpartie sondergleichen, aber bereits jetzt merkte ich, wie angenehm sich die Pulka dieses Jahr fährt! Den ersten Teil dieses Weges geht man im Winter direkt auf dem Fluss, später führt ein mehr oder weniger markikerter Weg durch den dichten Wald. Durch dieses fiese Wetter war der Weg sehr eklig zu befahren und darum kam ich nach einer Weile auf die Lösung: Skier aus und zu Fuss weiter. So erreichte ich mit einer Menge Adrenalin im Blut 10cm neben offenen Stellen im Eis des Flusses die Njunjes-Hütte noch bei Helligkeit. Am frühen Nachmittag hatte es wieder begonnen, heftig zu schneien und zu wehen. Aus all diesen Gründen, ausserdem suchte ich noch gewisse Gepäckstücke, entschied ich mich, eine Nacht in der Hütte zu verbringen.

Njunjes - Tarraluoppal: Interessante Zeltnacht mit Wetterumschwung

Die Nacht über schneite es weiter, aber morgens war es nur bewölkt und mit -5°C auch glücklicherweise wieder ausreichend kalt. Diese Nacht wollte ich nun endlich im Zelt verbringen, doch dazu musste ich den Fluss weiter hochfahren. Auch hier oben war der Fluss streckenweise nicht vollständig zugefroren, so daß ich ausnahmsweise froh über die Scooterspuren waren. Es war zwar warm und die Sonen schien wechselweise, aber mir wehte ein unangenehmer Wind in den Rücken. Kurz vor Anbruch der Dunkelheit baute ich mein Zelt dann etwa einen Kilometer vor Såmmarlappa auf. Durch die Wärme -es war immer noch -5°C- saß ich noch eine Weile vor dem Zelt und beobachtete, wie die Nacht hereinbrach. Dann legte ich mich schlafen und wachte alle Stunde auf, um mir etwas wärmeres überzuziehen. Am frühen Morgen, als die Sonne aufging, waren es dann -25°C! Also sammelte ich die verstreuten Sachen schnell ein und fuhr ohne Frühstück los. Schnell hatte ich nicht nur Såmmarlappa, sondern auch die Nationalparkgrenze hinter mir gelassen. Nun war das nächste Ziel die Baumgrenze, beziehungsweise Tarraluoppal. Hier im Nationalpark ist das Schneescooterfahren für die allgemeinheit nicht erlaubt und so hatte ich den ganzen unverspurten Schnee in strahlender Sonne für mich allein. Nach einem herrlichen Tag schlug ich mein Zelt in Sichtweite zu den Hütten von Tarraluoppal auf und genoss eine weitere Nacht im Zelt unter dem echten Sternenhimmel.

Tarraluoppal - Tuottar: bergauf in die Einsamkeit

In der Nachjt war es doch glatt wieder kalt gewesen und so verbrachte ich den Morgen damit, Dinge in der Nothütte von Tarrasluoppal zu trocknen und ein Frühstück direkt neben der Heizung zu essen. der nun kommende Anstieg auf die Hochebene würde sicher etwas Energie kosten. Das tat er dann auch, aber es war einfach nur herrlich in dieser Sonne. Ich war froh über diese tollen sichtverhältnisse, brauchte ich doch die Batterien des GPS-Gerätes so nicht zu verschwenden. Anmerkung: Auf der Padjelanta-Hochebene ist es ausgesprochen schlechtorientiert.

Tuottar - Arasluokta: Kalt, kalt, kalt und kalt

Ich zeltete diese Nacht direkt neben der Nothütte von Tuottar, da mit abnehmende Temperatur in Kombination mit dieser Sonne zunehmend Sorge bereitete. Etwa um 3 Uhr am Morgen zog ich mich dann für die Restnacht in die Hütte zurück. Die war zwar auch nicht viel wärmer, aber immerhin etwas. Auch dieser Tag war wieder wunderschön: Sonne, blauer Himmel und Kälte. Ich begab mich komplett eingehüllt auf den Weg nach Staloluokta. Dazu mussten zuerst ein paar Hügel überquert ewrden, dann ging es bergab und schon mitags war ich in Staloluokta. Dort fakelte ich nicht lange und fuhr weiter in Richtung Arasluokta. Nun rächte sich das Wetter. Durch den Sonnenschein hatte ich das GPS-Gerät die ganze Zeit über nicht gebraucht - nun aber war es dunkel und ich wollte eigentlich noch bis zur Hütte und dort im einigermassen Warmen schlafen. Unglücklicherweise hatte ich die Daten der Arasluoktahütten wohl mal falsch eingegeben, jedenfalls war das ding der Auffassung, sie seien etwa 530 km entfernt. Durch die Kälte von jetzt immerhin knapp -40°C konnte man das Display gerade einmal 2 Sekunden ablesen, danach war es gefroren. Auch einige andere Dinge funktionierten komplett nicht mehr. Meine Steigfelle hatten aufgehört zu kleben, dafür klebte das Zelt unlöslich zusammen. Voller Wut fuhr ich die restlichen 5 km aus dem Kopf im Stockdüstern und erreichte nach 35km um etwa 22 Uhr die kalten Hütten. Warum ich dennoch nicht in der Hütte schlief möchte ich nicht erläutern, jedefalls hätte es kältemäßig keinen Unterschied gemacht!

Arasluokta - Kutjaure: Wundervolle Kälte

Nach dem gestrigen anstrengenden Tag schlief ich erst einmal aus und kam mittags los. Es war nicht wärmer geworden, aber glücklicherweise musste ich auch nur einen Hügel überqueren. Låddejåkk erreichte ich wiederum bei Sonnenuntergang. Nach einer Weile war die Hütte mit -15°C mollig warm! Den Rest des Abnends verbrachte ich mit Lesen, Trinken, Trocknen und Reparieren. Auch das Zelt taute auf und liess sich wieder komprimieren! Am nächsten Morgen war ich nun wieder voll einsatzfähig und begann den Weg nach Kutjaure frohen Mutes und noch immer begeistert vom sonnigen Wetter. Einzig die Sonnenbrille machte mir zu schaffen. Sie verklebte ständig mit meinen Augenwimpern, abnehmen konnte ich sie aber auch nicht, da ich sonst nichts hätte sehen können. Später überquerte ich den rauchenden Vuojatätno auf der Sommerbrücke und baute das Zelt kurze Zeit später auf einer kleinen Anhöhe auf.

Kutjaure - Akka: Kurz vor Ritsem wieder Menschen

Nach einer weiteren viel zu kalten Nacht machte ich mich wieder auf den Weg. Heute war es ein wenig bedeckt und darum glücklicherweise nicht mehr ganz so kalt. Nach einer kurzen Abfahrt kam ich zum See Kutjaure und musste ihn überqueren. Dort ist auch das Ende des Nationalparkes und es beginnt ein allgemeiner Scooterweg, den ich auch glücklich benutzte. So kam ich schnell in den STF-Hütten von Akka an. Von Ritsem und einer Dusche trennte mich somit nur noch der See. Am Abend kamen noch drei weitere Skiwanderer an und sorgten im Winterraum für ein heftiges Durcheinander, allerdings wurde es angenehm warm und es war auch sehr nett, einmal wieder sich zu unterhalten.

Akka - Ritsem: Weg mit dem Schnupfen!

In Rekordzeit überquerte ich am nächsten Morgen den See. In Ritsem nahm ich eine Dusche, trank mehrere Liter Cola und trocknete alle Ausrüstungsgegenstände. Eigentlich wäre ich jetzt gerne von hier aus weitergelaufen, aber bereits seit Arasluokta plagte mich ein grauenhafter Schnupfen mit allem Drum und Dran und so wurde der Rest etwas umgelegt.

Abisko: Gesund und munter ins nächste Vergnügen

Nach einem kurzen Aufenthalt drinnen war ich körperlich wieder einigermaßen hergestellt, so daß ich wieder losfahren konnte, allerdings plante ich, die nächsten Nächte noch in einer Hütte zu verbringen. Durch den Riesenschnupfen hatten sich auch meine Pläne geändert. Jetzt fuhr ich in Abisko los, statt dort anzukommen. Der Weg war ausgesprochen ausgetreten von Fußgängern, aber das konnte mir den Spaß, wieder draussen zu sein nicht verderben und schon gegen Mittag war ich in Abiskojaure.

Abisko - Alesjaure: Geselligkeit und alte Bekannte

Nach einem langen Abend in netter runde kam ich erst spät los, dann ging es aber schnell rund. Temperatur und Wetter waren optimal für eine Skitour uind so fuhr ich etwas geistig abwesend den markierten Weg entlang. Auf dem Weg traf ich nun eine alte Bekannte und nach einem kurzen Plausch fuhr ich weiter. Die Hüttenwartin von Alesjaure kannte ich ebenfalls schon. Das ist doch ein nettes Wiedersehen jedesmal.

Alesjaure - Nallo - Tjäktjapass: Wieder im Zelt

An diesem Tag hatten sich ausnahmsweise ein paar Wolken vor die Sonne geschoben und so war es fast warm. Diese Wärme nutzte ich für einen interessanten Ausflug vom Kungsleden. Diesen verliess ich in östlicher Richtung bei Bossuscohka und traf beim Tjäktjapass wieder auf ihn. Meine Beine liessen keine weitere Übernachtung in einer Hütte in Folge zu und so schlug ich mein Zelt hinter dem Tjäktjapass auf. Am Abend begann es zu stürmen und zu schneien und so hatte ich eine gemütliche Zeltnacht.

Tjäktjapass - Ladtjovagge: Gelungenes Wetter

Nach der stürmischen Nacht war ich etwas besorgt, jetzt wäre wieder das Fjällwetter mit wochenlangem schlechtem Wetter ausgebrochen, aber das erwies sich als Irrtum. Es lag etwas Neuschnee, es wehte angenehm, die Sonne schien - perfekt. Ich genoss diesen Tag voll und ganz und schloss ihn im Zelt ab.

Ladtjovagge - Kiruna: ojeh.

Durch die kleine Krankheitspause hatte ich viel Zeit verloren und so musste ich über Nikkaluokta aussteigen und auch in diesem Winter lag dort nicht sehr viel Schnee. Ich wuchtete also meine Pulka über das blankes Eis und Steine, erreichte aber noch den frühen Bus nach Kiruna, so daß ich noch einkaufen konnte, bevor ich eine verdiente Dusche in der Jugendherberge nahm.

Kiruna - Hamburg: Abreise

Die Abreise erwies sich als unproblematisch und langweilig! Gerne wäre ich länger geblieben, aber der nächste Winter kommt bestimmt...